Mittwoch, 26. Januar 2011

Guten Appetit!

Die in zahlreichen Proben von Fleisch, Eiern, Milchprodukten und Futtermitteln entdeckten Dioxin - Werte liegen in der überwiegenden Mehrheit unter den gesetzlichen Höchstwerten.  "Die Werte, die uns vorliegen, zeigen, dass der Verbraucher sich keine Sorgen machen muss" - so sprach heute Andreas Hensel, Präsident des Bundesamtes für Risikobewertung. Und weiter: "Aus meiner Sicht: Keine Sorgen machen, sondern bunt und lecker weiteressen." Und wo hätte er diese frohe Botschaft sinnvoller verkünden können, als auf der "Grünen Woche" in Berlin - der weltweit größten Veranstaltung zur Selbstdarstellung von Ernährungsindustrie und Agrarwirtschaft?
 
Wir haben echt ein veritables Bundesamt, nur um Risiken zu bewerten? Wow ... Man kümmert sich ...

Und die sagen uns, wir brauchen uns keine Sorgen machen?  Na, dann ist ja alles in bester Ordnung. Ich wende mich sorgenfrei dann mal wieder der Planung meines diesjährigen Sommerurlaubs zu (aah - la douce France ...) und frische vorsorglich mein Französisch etwas auf ....

Aus gegebenem Anlass diesmal nicht mit Léo Ferré oder Georges Brassens.



Produktion und Rentabilität lassen keinen Raum für Qualität
der Markt kennt kein Erbarmen, alles muss die Wirtschaft schluckem
noch kommt unser Essen aus der Erde, doch die Produktivität
hat ihr seit Jahren schon den Krieg erklärt.

Zwischen Essen und Fressen ist ein großer Sprung
und wieder klage ich den Fortschritt an
wegen all des Unheils, das er angerichtet hat
Stück für Stück erobert die Agrarwirtschaft das Land
Schritt für Schritt überschwemmt sie uns mit ihren Marken und Produkten.

Lasst uns weiter ohne Mitleid die Qualität verteidigen
Das Biologische, das Wahre, die vernünftige Landwirtschaft
Reißen wir es aus, zerstampfen wir das genetisch Manipulierte
Boykottieren wir rücksichtslos Monsanto und seine Entartungen.

Vorwärts, lasst uns jetzt handeln.
Treiben wir Angebot und Nachfrage hinter die letzten Schanzen
Schaun wir uns nur einmal die Dinge von der guten Seite an:
es scheint, man versucht endlich die Übermacht
der Hyper-Produktivität auszulöschen,
das ausgeklügelte Räderwerk zu bremsen, die Konsummaschine,
den gigantischen Supermarkt, der unsere Gesellschaft ist

Man muss zurück, die Ethik des Brachlands verteidigen
Keine Sorge, ich bin bereit, den Preis zu zahlen
aber nicht die astronomischen Gewinnmargen unserer Industrie.

Keine Sorge, ich bin bereit, den Preis zu zahlen
weil dieser Planet mehr wert ist als die Wirtschaft.
Keine Sorge, ich bin bereit, den Preis zu zahlen
Aber nicht die astronomischen Gewinnmargen unserer Industrie.
Boykottieren wir, boykottieren wir rücksichtslos.
Lasst uns weiter ohne Mitleid die Qualität verteidigen.
Verteidigen wir, unterstützen wir,
das Biologische, das Wahre, die vernünftige Landwirtschaft.
Boykottieren wir, boykottieren wir rücksichtslos
reißen wir es aus, zerstampfen wir das genetisch Manipulierte,
boykottieren wir rücksichtslos Monsanto und seine Entartungen

Keine Sorge, ich bin bereit, den Preis zu zahlen
weil dieser Planet mehr wert ist als die Wirtschaft.
Keine Sorge, ich bin bereit, den Preis zu zahlen
Aber nicht die astronomischen Gewinnmargen unserer Industrie.
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Noch eine Meldung - vom letzten Freitag, dem Vorabend des passenderweise parallel zur "Grünen Woche" stattfindenden Weltgipfeltreffens der Agrarminister. Die Agentur AFP erlaubt dankenswerterweise die Nutzung ihrer Texte zu nichtkommerziellen Zwecken.

Berlin — Vor dem Welt-Agrarministergipfel hat die Umweltorganisation WWF vor einer Verschwendung von Lebensmitteln gewarnt. Derzeit würden fast ein Drittel aller Lebensmittel von Agrarindustrie, Handel oder Verbrauchern weggeworfen, teilte der WWF vor dem am Samstag beginnenden Gipfel auf der Grünen Woche mit. "Die Agrarlobby redet immer davon, die Produktion auszuweiten: mit mehr Pestiziden, mehr Gentechnik, mehr gerodetem Wald für neue Äcker", kritisiert WWF-Agrarexperte Matthias Meißner. "Dabei müssen wir zuerst die dutzenden Lecks stopfen, die unser Ernährungssystem hat."
Wie der WWF unter Berufung auf wissenschaftliche Schätzungen mitteilte, erzeugt die Landwirtschaft weltweit 4.600 Kilokalorien pro Tag und Mensch. Davon erreichten 1.400 Kalorien niemals einen Magen. In Entwicklungsländern gingen Lebensmittel durch falsche oder fehlende Lagerung und Verarbeitung verloren. Hier müssten die Handelsströme verbessert werden.
In den reichen Industrienationen dagegen gehe es um einen Bewusstseinswandel: "Wir schmeißen Lebensmittel weg, die eigentlich noch essbar wären. Dies gilt für Supermärkte genauso wie für den Privathaushalt." Verbraucher sollten planvoll einkaufen und kein Essen wegwerfen. "Das würde helfen, die für 2050 vorhergesagten drei Milliarden Menschen mehr zu ernähren, ohne unseren ökologischen Fußabdruck über Gebühr zu vergrößern", teilte der WWF mit.

Landwirtschaftsminister aus zahlreichen Ländern der Welt kommen am Samstag in Berlin zusammen, um über das Agrarsystem der Zukunft zu debattieren. Dabei soll es unter anderem um die künftigen Regeln im Welthandel mit Lebensmitteln gehen.
Copyright © 2011 AFP






Vers der Fünf Betrachtungen
(Gokan no ge 五観之偈)

Wir bedenken die Mühe, die uns dieses Essen gebracht hat
und wir erwägen, wie es zu uns kommt.
Wir bedenken unsere Tugend und Übung,
und ob wir dieses Opfer wert sind.
Wir sehen Gier als das Hindernis geistiger Freiheit an.
Wir sehen dieses Mahl als Medizin zur Erhaltung unseres Lebens an.
Um der Erleuchtung willen empfangen wir dieses Essen.

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