Freitag, 20. Januar 2012

Die Last mit der Lust

... ist für Zen-Praktizierende so groß eigentlich nicht. Entweder man ist nach dem Vinaya ordiniert, und dann ist die Sache klar. Man lässt es bleiben. In der japanischen Zentradition und den von ihr ausgehenden westlichen Traditionen ist diese Vinaya-Ordination allerdings eine eher seltene Ausnahme. Die Laienordination (zaike tokudo) und die Priesterordination (shukke tokudo) beinhalten jedoch beide die Selbstverpflichtung, sich um einen verantwortungsvollen und heilsamen Umgang mit Sexualität zu bemühen. Eigentlich ganz einfach. Wenn man denn weiß, was "verantwortungsvoll" und "heilsam" ist. Und bei jemandem, der sich Zenmeister nennt oder nennen lässt, darf man das ja wohl voraussetzen, oder nicht?


Spass beiseite. Vorraussetzen kann man viel und Wissen alleine ist noch nicht einmal die halbe Miete; man muss es auch in seinem alltäglichen Leben umsetzen können. Zieht man dies in Betracht, lässt sich der Gaul auf sinnvollere Weise aufzäumen: jemand, der es nicht fertigbringt, mit seinen sexuellen Bedürfnissen auf (für sich und Andere) heilsame Weise umzugehen, kann wohl kaum mit Recht Meister genannt werden. Wer nicht einmal die eigenen Triebe bemeistert, sollte eigentlich zu beschäftigt sein, um für Andere den Meister zu geben.

Traurige Gegenbeispiele gibt es zu hauf - vor allem die amerikanische 'Szene' ist sehr fruchtbar im Hervorbringen von Skandalen. Aber auch in Deutschland können wir mit ähnlich dubiosen 'Meistern' aufwarten. Ein unter 'Insidern' schon länger bekannter Fall dieser Art wird nun am kommenden Sonntag Gegenstand einer Sendung des Bayerischen Rundfunks sein - kurioserweise in der Sendereihe "Evangelische Perspektiven":




Wer Bayern 2 nicht per Radio empfangen kann, kann sich die Sendung natürlich auch als Stream per Internet anhören. Wer die Sendung verpasst hat, kann sie nachträglich hier als Podcast hören. Ich komme irgendwann im Laufe der Sendung auch mal zu Wort - das hier ist also auch Werbung in eigener Sache ...

Diejenigen, die die Webseite des ehrw. Tenzin Peljor kennen, werden den "Fall" schnell wiedererkennen. Ja, es handelt sich allem Anschein nach um denselben "Meister".

Ob in der Sendung das Kind bzw. der "Meister" beim Namen genannt werden wird, weiss ich nicht. In dem Aussteigerbericht auf Tenzin Peljors Webseite jedenfalls ist er sorgfältig anonymisiert - aus gutem Grund. Eine gewisse Person hat sich jedoch in dem Bericht anscheinend trotzdem wiedererkannt - jedenfalls lässt er durch seinen Anwalt mitteilen, diverse Personen seien "eindeutig erkennbar". Wie das speziell bei ihm selbst möglich sein soll, wenn der Aussteigerbericht (wie in demselben Schreiben geltend gemacht) doch von falschen (und somit doch wohl eher irreführenden)  Tatsachenbehauptungen nur so wimmelt, ist mir ein Rätsel. Vielleicht sind ja die Tatsachenbehauptungen doch richtig - und jemand ganz Anderes ist gemeint ...

Ob der Veranlasser des Anwaltsschreibens nun tatsächlich der in dem Aussteigerbericht porträtierte "Dr. Zen" sein soll oder nicht, dazu will ich mich aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich äußern. Aber da ich den Bericht hier verlinkt habe, möchte ich für den Fall, dass dem tatsächlich so sein sollte, in Bezug auf einige Dinge auch die Gegenseite (oder die, die sich dafür hält) zu Wort kommen lassen. Ich räume ein, dass ich speziell Gegendarstellungen herausgegriffen habe, deren Formulierung mir bemerkenwert erscheint:

  • Es wird bestritten, dass "Dr. Zen" vorsätzlich, hauptsächlich und gezielt nur darauf aus gewesen sein soll, die Ehe des Aussteigers "zu entkräften", um ein sexuelles Verhältnis mit der Ehefrau zu beginnen.
  • Es wird bestritten, dass "Dr. Zen" mit den meisten weiblichen Vereinsmitgliedern geheim sexuell verkehrte.
  • Es wird bestritten, dass Gewalt für "Dr. Zen" und die Mitglieder seiner Gemeinschaft ein regelmäßig zur Anwendung kommendes Mittel ist bzw. war.

Wie auch immer - ob der Beschwerdeführer nun im Recht ist oder nicht, ob er der in dem Aussteigerbericht geschilderte "Dr. Zen" ist oder nicht, ob er in dem Bericht eindeutig identifizierbar ist oder nicht - sowohl bei ihm wie auch bei "Dr. Zen" handelt es sich um Menschen, die geltend machen, sie stünden in der Tradition des großen Rinzai-Zenmeisters Hakuin. Und von dem gibt es eine sehr bezeichnende Anekdote:

In dem Dorf, in dessen Nähe Hakuin seinen Tempel hatte, wurde ein junges Mädchen schwanger. Von ihren Eltern bedrängt, den Namen des Vaters zu nennen, beschuldigte sie Hakuin. Nach der Geburt des Kindes suchten die erbosten Eltern der jungen Mutter Hakuin auf, beschuldigten ihn, ihre Tochter verführt zu haben und sagten ihm, er solle sich gefälligst selbst um sein Kind kümmern. Sie würden es bei ihm lassen. Hakuin sagte nur: "Ist es so?"

Er nahm sich des Kindes an und versorgte es, so gut er konnte. Nach einigen Monaten gestand die junge Mutter ihren Eltern, von Gewissensbissen geplagt, der Vater ihres Kindes sei in Wirklichkeit ein junger Mann aus demselben Dorf, den sie vor dem Zorn ihrer Eltern schützen wollte. Diese suchten erneut Hakuin auf, um sich zu entschuldigen und das Kind zu sich nach Hause zu holen. Auf die wortreichen Entschuldigungen und Erklärungen antwortete Hakuin wieder wie gehabt - mit einem einfachen: "Ist es so?"

Nun ja - wer kann schon den alten Meistern das Wasser reichen ... Einige wenige schon, andere eher nicht ...

2 Kommentare:

  1. Dr. Zen hat mal folgendes über sich selbst geschrieben: "Verdächtigungen, Verleumdungen, Schuldzuweisungen, angelastete Verfehlungen, selbst Bedrohung und Verfolgung werden ihn nicht in seiner Übung stören. Eine Verteidigung seinerseits ließe ihn wieder an einem dualistischen Spiel teilnehmen, das er hinter sich gelassen hat."

    Ich frage mich nun, wie er sein Anwaltsschreiben erklärt.

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  2. Ich finde es wird endlich Zeit nach all den Jahren, dem Staatsanwalt Dr.ZEN mal bekannt zu machen....

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