Ich kenne einige Leute die schlecht über Gott/Jesus reden und ich bekomme da eine extreme Wut auf diese Leute. Ich würde sie am liebsten richtig zusammenschlagen! Wenn ich eine "böse" Tat begehe dann verantworte ich mich in erster Linie immer vor Gott. Wie würde Gott so eine Tat auffassen, wenn ich jemanden an seiner Statt bestrafe?
(in einem interreligiösen Forum gefragt)
"Wenn bei dir in einer deiner Städte jemand gefunden wird, Mann oder Frau, der da tut, was dem HERRN, deinem Gott, mißfällt, so sollst du den Mann oder die Frau, die eine solche Übeltat begangen haben, hinausführen zu deinem Tor und sollst sie zu Tode steinigen"?Ruft nicht der Psalmist also zum HERRN:
"Ach Gott, wolltest du doch die Gottlosen töten! Denn sie reden von dir lästerlich, und deine Feinde erheben sich mit frechem Mut. Sollte ich nicht hassen, HERR, die dich hassen, und verabscheuen, die sich gegen dich erheben? Ich hasse sie mit ganzem Ernst; sie sind mir zu Feinden geworden"?
Wahrlich, auch deinen Bruder, Freund und Nächsten sollst du nicht schonen, denn
"als nun Mose sah, daß das Volk zuchtlos geworden war, trat er in das Tor des Lagers und rief: Her zu mir, wer dem HERRN angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Söhne Levi und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten. Die Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und es fielen an dem Tage vom Volk dreitausend Mann. Da sprach Mose: Füllet heute eure Hände zum Dienst für den HERRN - denn ein jeder ist wider seinen Sohn und Bruder gewesen -, damit euch heute Segen gegeben werde".So gehe denn hin und tue desgleichen, auf dass der Segen des HERRN auch auf dir ruhe. Und rede mir nicht davon, der HERR habe seinen Sohn gesandt, diese Gebote zu missachten! Schreibt nicht der heilige Paulus:
"alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt"?So denn also einer zu dir spricht:
"Laß uns andern Göttern folgen, die ihr nicht kennt, und ihnen dienen, so sollst du nicht gehorchen den Worten eines solchen Propheten oder Träumers; denn der HERR, euer Gott, versucht euch, um zu erfahren, ob ihr ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebhabt. Dem HERRN, eurem Gott, sollt ihr folgen und ihn fürchten und seine Gebote halten und seiner Stimme gehorchen und ihm dienen und ihm anhangen. Der Prophet aber oder der Träumer soll sterben, weil er euch gelehrt hat, abzufallen von dem HERRN, eurem Gott. Wenn dich dein Bruder, deiner Mutter Sohn, oder dein Sohn oder deine Tochter oder deine Frau in deinen Armen oder dein Freund, der dir so lieb ist wie dein Leben, heimlich überreden würde und sagen: Laß uns hingehen und andern Göttern dienen, so willige nicht ein und gehorche ihm nicht. Auch soll dein Auge ihn nicht schonen, und du sollst dich seiner nicht erbarmen und seine Schuld nicht verheimlichen, sondern sollst ihn zum Tode bringen. Deine Hand soll die erste wider ihn sein, ihn zu töten, und danach die Hand des ganzen Volks. Man soll ihn zu Tode steinigen, denn er hat dich abbringen wollen von dem HERRN, deinem Gott".
Wahrlich,
"wenn du von irgendeiner Stadt, die dir der HERR, dein Gott, gegeben hat, darin zu wohnen, sagen hörst: Es sind etliche heillose Leute aufgetreten aus deiner Mitte und haben die Bürger ihrer Stadt verführt und gesagt: Laßt uns hingehen und andern Göttern dienen, die ihr nicht kennt, so sollst du gründlich suchen, forschen und fragen. Und wenn sich findet, daß es gewiß ist, daß solch ein Greuel unter euch geschehen ist, so sollst du die Bürger dieser Stadt erschlagen mit der Schärfe des Schwerts und an ihr den Bann vollstrecken, an allem, was darin ist, auch an ihrem Vieh, mit der Schärfe des Schwerts".So gehe denn auch du hin und tue, was dem HERRN wohlgefällg ist und fürchte dich nicht, denn
"man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen".Amen
(Anmerkung: kursiv gesetzte Zitate - z.t. leicht, aber nicht sinnentstellend - gekürzt: Deuteronomium 17:2-5, Psalm 139:19-22, Exodus 32:25-29, Timotheus 3:16-17, Deuteronomium 13:2-10, Deuteronomium 13:12-16, Apostelgeschichte 5:29)
Notwendige Nachschrift, unter dem Betreff "Was soll das?" nachgeschoben:
Zunächst einmal zeigt die Anfrage, dass es bei Christen auch heute noch ein Potential für religiös motivierte Gewalt und militante Intoleranz gibt. Nun äußert sich dies in der Anfrage noch in einigermaßen harmloser Form - doch es sei daran erinnert, dass es vor allem in den USA in jüngster Zeit immer wieder Fälle fundamentalistisch-christlichen Terrors gegeben hat. Insbesondere seien hier die Bombenanschläge auf Kliniken genannt, in denen Abtreibungen vorgenommen werden sowie Mordattentate auf Ärzte, aber auch auf Homosexuelle. Selbstverständlich gibt es unter dieser Schwelle noch ein breites Spektrum weniger spektakulärer (und daher für die internationale Presse weniger interessanter) Aggression - von Schmähbriefen und -anrufen über Morddrohungen und Brandanschläge bis hin zu tätlicher Gewalt. Letztere anzuwenden, sieht sich unser Fragesteller ja nach eigener Auskunft selbst versucht.
Bei meiner Antwort ging es nun darum aufzuzeigen, dass die Bibel eine Fülle von Rechtfertigungsmustern für die Ausübung von Gewalt gegen Andersdenkende, also für das Ausagieren von "heiligem Zorn" anbietet - um mit diesem Ausdruck eine andere Anwort aufzugreifen, die auf Jesus' gewalttätige 'Tempelreinigung' verwies. Es ist eben nicht so, dass die Bibel als autoritative Grundlage der religiösen Überzeugung des Fragestellers diesem religiös motivierte Gewaltanwendung verbieten würde, wie wiederholt geltend gemacht wurde - weswegen es mich gereizt hat, solche Aussagen zu konterkarieren. Die Sachlage ist nun einmal deutlich komplexer.
Vielleicht sieht der Eine oder Andere ja auch - wie ich - hier Bezüge zur immer wieder aufgewärmten Diskussion über das Gewaltpotential des Islam. Religiös begründete Gewalt mag bei Muslimen derzeit in rein quantitativer Hinsicht (vielleicht auch nur in Hinsicht auf die öffentliche Wahrnehmung) ein größeres Problem sein als bei Christen - aber noch heute hat das Christentum im aufgeklärten Abendland dieses Problem selbst keineswegs überwunden und wird es wohl auch nie überwinden.
Religiös begründete Gewalt ist ein Problem, das in allen Religionen virulent ist - wobei zumindest die Weltreligionen (genauer: deren autoritative Schriften) jedoch nicht das aggressive Potential erzeugen. Sie werden vielmehr dazu missbraucht, das Ausleben solchen Potentials ideologisch zu verbrämen und zu rechtfertigen. Und dafür liefert die Bibel - wie vielleicht deutlich geworden ist - mehr und wohlfeileres Material als der aus eben diesem Grund so häufig und gern geschmähte Koran. Nicht der Koran oder die Bibel sind das Problem, auch nicht der Islam oder das Christentum (säkulare Ideologien sind zumeist noch einfacher für Rechtfertigungen von Gewalt zu missbrauchen als Religionen). Das Problem menschlicher Gewaltbereitschaft ist kein religiöses oder ideologisches - es ist ein anthropologisches. Religion oder Ideologie liefern lediglich Rechtfertigungen und Rationalisierungen.
Wenn uns dies bewusst wird, gelingt es vielleicht auch, mit den eigenen aggressiven Antrieben achtsamer und rationaler umzugehen - und Menschen mit anderen Überzeugungen toleranter (duldsamer, geduldiger) und gelassener zu begegnen.
Bei meiner Antwort ging es nun darum aufzuzeigen, dass die Bibel eine Fülle von Rechtfertigungsmustern für die Ausübung von Gewalt gegen Andersdenkende, also für das Ausagieren von "heiligem Zorn" anbietet - um mit diesem Ausdruck eine andere Anwort aufzugreifen, die auf Jesus' gewalttätige 'Tempelreinigung' verwies. Es ist eben nicht so, dass die Bibel als autoritative Grundlage der religiösen Überzeugung des Fragestellers diesem religiös motivierte Gewaltanwendung verbieten würde, wie wiederholt geltend gemacht wurde - weswegen es mich gereizt hat, solche Aussagen zu konterkarieren. Die Sachlage ist nun einmal deutlich komplexer.
Vielleicht sieht der Eine oder Andere ja auch - wie ich - hier Bezüge zur immer wieder aufgewärmten Diskussion über das Gewaltpotential des Islam. Religiös begründete Gewalt mag bei Muslimen derzeit in rein quantitativer Hinsicht (vielleicht auch nur in Hinsicht auf die öffentliche Wahrnehmung) ein größeres Problem sein als bei Christen - aber noch heute hat das Christentum im aufgeklärten Abendland dieses Problem selbst keineswegs überwunden und wird es wohl auch nie überwinden.
Religiös begründete Gewalt ist ein Problem, das in allen Religionen virulent ist - wobei zumindest die Weltreligionen (genauer: deren autoritative Schriften) jedoch nicht das aggressive Potential erzeugen. Sie werden vielmehr dazu missbraucht, das Ausleben solchen Potentials ideologisch zu verbrämen und zu rechtfertigen. Und dafür liefert die Bibel - wie vielleicht deutlich geworden ist - mehr und wohlfeileres Material als der aus eben diesem Grund so häufig und gern geschmähte Koran. Nicht der Koran oder die Bibel sind das Problem, auch nicht der Islam oder das Christentum (säkulare Ideologien sind zumeist noch einfacher für Rechtfertigungen von Gewalt zu missbrauchen als Religionen). Das Problem menschlicher Gewaltbereitschaft ist kein religiöses oder ideologisches - es ist ein anthropologisches. Religion oder Ideologie liefern lediglich Rechtfertigungen und Rationalisierungen.
Wenn uns dies bewusst wird, gelingt es vielleicht auch, mit den eigenen aggressiven Antrieben achtsamer und rationaler umzugehen - und Menschen mit anderen Überzeugungen toleranter (duldsamer, geduldiger) und gelassener zu begegnen.