Viele Menschen, die sich in der geistesgeschichtlichen Tadition der Aufklärung verorten, stehen nicht nur theistischen Religionen skeptisch bis ablehnend gegenüber, sondern auch dem Buddhismus. Insbesondere sind es hier die Konzepte Reinkarnation und Karma, die als irrational, als unwissenschaftlicher Aberglaube abgelehnt werden. Fast immer stellt sich in Diskussionen heraus, dass dies auf schlichter Unkenntnis dessen beruht, wie die spezifisch buddhistische Auffassung dieser Konzepte tatsächlich aussieht. Kritisiert werden dann in aller Regel die Vorstellungen, die die Kritiker sich von diesen Konzepten machen - zumeist aufgrund des Schindluders, den diverse Esoteriker damit treiben - und nicht das, was der Buddhismus dazu zu sagen hat. Zu Reinkarnation habe ich mich hier bereits geäußert; im aktuellen Artikel möchte ich nun speziell auf den Karmabegriff eingehen.
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Will man sich an einer Definition von karman versuchen, so muss man zunächst einmal von der unmittelbaren Semantik des Begriffes ausgehen - und da findet sich die deutsche Übersetzung 'Handlung'. Nun gehören zu dieser unmittelbaren Bedeutung natürlich bestimmte Konnotationen. Wenn man dabei einmal die mehr oder weniger phantasievollen abendländisch-esoterischen Ausdeutungen außer Betracht lässt und sich auf die indische Geistesgeschichte beschränkt, in der der Begriff karman bekanntlich wurzelt, so können wir allein hier drei große hermeneutische Traditionen unterscheiden: die brahmanisch-hinduistische, die jainistische und die buddhistische. Nicht nur für die buddhistische Tradition gilt, dass innerhalb dieser Traditionen noch zu differenzieren wäre. Wenn wir eine "neutrale" Definition von karma versuchen, so kommen wir über ein recht allgemein gehaltenes 'moralisch/ethisches Kausalitätsgesetz' nicht hinaus. Alles Weitere ist in eine bestimmte philosophisch-religiöse Tradition eingebunden und von dieser abhängig.
Hier wäre insbesondere noch anzumerken, dass speziell in der buddhistischen Tradition der Begriff karma keineswegs zwangsläufig mit dem Konzept der Reinkarnation verbunden ist. 'Reinkarnation' ist nun einmal alles andere als deckungsgleich mit dem buddhistischen Konzept von samsara, wie sich allein schon aus dem Verwerfen des Konzeptes einer 'Seele' (oder eng verwandter Konzepte wie atman) ergibt. Nach buddhistischer Auffassung existiert eben nichts, das da reinkarniert werden könnte.
Hier wäre insbesondere noch anzumerken, dass speziell in der buddhistischen Tradition der Begriff karma keineswegs zwangsläufig mit dem Konzept der Reinkarnation verbunden ist. 'Reinkarnation' ist nun einmal alles andere als deckungsgleich mit dem buddhistischen Konzept von samsara, wie sich allein schon aus dem Verwerfen des Konzeptes einer 'Seele' (oder eng verwandter Konzepte wie atman) ergibt. Nach buddhistischer Auffassung existiert eben nichts, das da reinkarniert werden könnte.
"Keinen Täter sieht er hinter den Taten, keinen Erleidenden getrennt von der Frucht des Handelns. Und mit voller Einsicht versteht er klar, dass die Weisen lediglich konventionelle Begriffe verwenden, wenn sie in Bezug auf das Stattfinden einer Handlung von einem Täter sprechen oder wenn sie von einem Erleidenden der karma-Ergebnisse bei deren Reifen sprechen. Daher haben die alten Meister gesagt:
Kein Täter der Taten wird gefunden
Niemand erntet jemals ihre Früchte
Leere Erscheinungen pflanzen sich fort:
diese Sicht alleine ist richtig und wahr.
Und während die Taten und ihre Folgen
Sich fortpflanzen, alle auf Bedingungen gestützt,
Kann keine erste Ursache gesehen werden
So, wie es mit dem Samen und dem Baum ist."
(Visuddhimagga XIX)
karma wird weder von Hindus, noch von Jaina noch von Buddhisten als eine Art kosmische Autorität, die belohnt und bestraft verstanden. Vielleicht von ein paar neuzeitlichen westlichen Esoterikern - aber das fällt angesichts einer mindestens zweieinhalb Jahrtausende alten indischen Begriffsgeschichte wohl kaum ins Gewicht. karma bezeichnet in allgemeinster Form schlicht und einfach eine Erweiterung des Kausalitätsprinzips auf die ethisch-moralische Ebene. karma ist im indischen Denken das Fundament der Ethik. Anders als im abendländischen Denken gibt es da eben keine "kosmische Instanz", die Verhaltensvorschriften ('Gebote') erlässt und nach Maßgabe ihrer Befolgung "belohnt und bestraft". Brahma (der für die buddhistische Auffassung von karma ohnehin verzichtbar ist) ist - anders als Jahwe - kein Gesetzgeber und Richter. Die Ethik im indischen Denken hat jedenfalls keinen transzendenten Ursprung. Sie beruht auf der einfachen Prämisse, dass das Prinzip von Ursache und Wirkung auch auf die Qualität moralischen Handelns anzuwenden ist. Anders ausgedrückt - dass Handeln bewertet werden kann anhand der daraus entstehenden Folgen und dass diese Folgen gesetzmäßig entstehen.
Hier gibt es nun in den einzelnen philosophisch-religiösen Traditionen eine erhebliche Spannbreite vor allem in Bezug auf die Strenge der Gesetzmäßigkeit. Anders gesagt: die Frage des Determinismus wird sehr unterschiedlich beantwortet. So gehören nach buddhistischer Auffassung zum Reifen einer karmischen Frucht außer der willentlich begangenen Handlung als Ursache zusätzlich begünstigende Bedingungen - es gibt mithin auch 'folgenloses karma' (ahosi karma). Die Frage, wie weit wirksam werdendes vergangenes Handeln (karma) die Freiheit aktuellen Handelns einschränkt, wird ebenfalls sehr unterschiedlich und differenziert beantwortet.
Man braucht dazu auch keine Reinkarnation zu bemühen - ein guter Teil karmischer Früchte kommt sehr unmittelbar zur Reife. Wenn ich aus Gier und Habsucht das karma des Stehlens und Raubens auf mich nehme, so werde ich bei entsprechenden Begleitbedingungen die karmische Frucht eines Gefängnisaufenthaltes ernten. Anders ausgedrückt - von der Frage der Reinkarnation einmal völlig abstrahiert - hat mein Handeln bestimmte moralische Qualitäten, die als heilsam (kusala) oder unheilsam (akusala) qualifiziert werden. Maßgebend für die Bewertung als heilsam oder unheilsam ist, ob das so bewertete Handeln geeignet ist, Leid zu erzeugen / zu perpetuieren oder aber zu verringern / zu überwinden.
Welches Handeln wofür geeignet ist - darüber gibt es bei Hindus, Jaina und Buddhisten z.T. gemeinsame und z.T. unterschiedliche Auffassungen. Jedenfalls jedoch ist bei ihnen diese Auffassung von karma in nuce die Grundlage der Ethik und schon daher nicht gerade mal so auf die Schnelle als 'Aberglauben' abzutun. Das ist keine Freizeitbeschäftigung für spirituelle Buchhalter, vielmehr ist die Kenntnis karmischer Gesetzmäßigkeiten - das Wissen, dass unser Tun Folgen hat, die auf uns selbst zurückfallen und das Wissen welche Folgen dies sind - notwendig, um das eigene Leben so zu gestalten, dass wir und unsere Mitgeschöpfe es möglichst leidfrei führen können. Das "auf uns selbst zurückfallen" unseres Handeln bedeutet dabei zunächst und ganz unmittelbar, dass die Qualität des Willens, der unser Handeln bestimmt, auch die Qualität unseres psychischen Erlebens bestimmt.
Wie ich schon oben schrieb, hat karma eine jahrtausendealte Begriffsgeschichte. Speziell in der hinduistischen Rezeption wird das Konzept karma mit dem Konzept svadharma (grob: soziale Verpflichtung) in Verbindung gebracht. Die eigenartige traditionelle hinduistische Gesellschaftsform ist speziell dieser Verbindung geschuldet, nicht dem Karmabegriff an sich. Die Karmalehre für problematische soziale Erscheinungen wie das Kastensystem verantwortlich zu machen (auch, wenn sie speziell von fundamentalistischen Hindus zweifellos als Rechtfertigungsmuster für deren Aufrechterhaltung missbraucht wurde und wird) ist verfehlt - ebenso das Argument, die Karmalehre stehe in einem zwangsläufigen (logisch zwingenden) Zusammenhang mit Reinkarnationstheorien. Beides gehört nicht notwendig und untrennbar zum Karmabegriff; lediglich in bestimmten - nicht allen - hermeneutischen Traditionen wird das eine oder andere bzw. beides mit karma in Zusammenhang gebracht.
Dass karma im Kontext von pratityasamutpada neben der ethischen auch eine sehr wichtige ontologische Rolle spielt (die des 'Motors', der pratityasamutpada zu einem dynamischen Modell und nicht zu einem statischen 'Netzwerk' macht) sei hier nur beiläufig erwähnt, da es sich hier um eine buddhistische Eigenheit handelt.
Zum Thema karma ist ganz allgemein zu bemerken, dass sich dieser Begriff nicht für 'Schuldzuweisungen' eignet - überhaupt mit dem Konzept Schuld und Sühne nichts zu tun hat - und ernsthaften Buddhisten auch nicht dazu dient, Prognosen für zukünftige Existenzen zu stellen oder vergangene zu ergründen. In der buddhistischen religiösen Praxis wird man sich vernünftigerweise auf die Analyse des drsta-dharma-vedaniya-karma beschränken - des unmittelbar in diesem Leben wirksam werdenden karma. Mein gegenwärtiges und vergangenes Verhalten hat Einfluss darauf, wie mir meine soziale Umwelt begegnet und darauf, wie ich diese Reaktion empfinde. Beides ist Frucht (phala) meines Handelns/Wirkens (karma). Alles Andere - über die Analyse persönlichen Verhaltens und der daraus folgenden Resultate hinausgehendes Spekulieren - ist völlig nutzlos; speziell wenn es auf den Bereich "Reinkarnation" angewandt wird. Ja, sogar schädlich.
"Es kommt darauf an, ob man weise nachdenkt oder unweise. Wer unweise nachdenkt, bei dem entstehen immer neue Anwandlungen und die alten werden stärker; bei dem, der weise nachdenkt, entstehen keine Anwandlungen und die alten schwinden.
[...]
Unweise denkt man:
> War ich in früherer Zeit oder war ich früher nicht?
> Was war ich früher?
> Wie war ich früher?
> Was wurde ich früher, nachdem ich vorher was gewesen war?
> Werde ich künftig sein oder werde ich künftig nicht sein?
> Was werde ich künftig sein?
> Wie werde ich künftig sein?
> Was werde ich künftig werden, nachdem ich was geworden sein werde?
[...]
Wer so unweise nachdenkt, verfällt auf eine dieser sechs Theorien:
1. Als wahr und feststehend erscheint ihm die Theorie 'Mein Ich ist'
2. oder 'Mein Ich ist nicht',
3. oder die Theorie 'Mit dem Ich erkenne ich das Ich',
4. oder die Theorie 'Mit dem Ich erkenne ich das Nicht-Ich',
5. oder die Theorie 'Mit dem Nicht-Ich erkenne ich das Ich',
6. oder es bildet sich bei ihm folgende Theorie: 'Dieses mein Ich, das hier und dort die Folgen guter und böser Taten erlebt, ist unvergänglich, dauernd, immerwährend, unveränderlich, es wird immer dasselbe bleiben'.
Dies nennt man
Theorien-Gestrüpp,
Theorien-Gaukelei,
Theorien-Sport,
Theorien-Fessel.
Mit dieser Theorienfessel gefesselt kann ein unkundiger Weltling nicht frei werden von Geborenwerden, Altern und Sterben, von Sorgen, Jammer, Schmerzen, von Kummer und Verzweiflung. Nicht wird er frei vom Übel, sage ich."
(Sabbasava-Sutta, M I,2)
Was ansonsten in diesem Zusammenhang noch unter "weises Nachdenken" fiele, wäre das Ergründen des Zusammenhanges zwischen karma (Handeln, Wirken), cetana (Wille), dem upadanaskandha-Modell (insbesondere dem samskaraskandha) und pratityasamutpada (Entstehen in Abhängigkeit) - hier insbesondere die Beziehung zwischen den nidanas samskara und bhava - sowie der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen bhava (Werden) und punarbhava (Wieder-Werden - im Buddhismus wird dieser Term zur Unterscheidung vom hinduistischen 'punarjati', 'Wiedergeburt' verwendet). Da wird man - alleine schon zur Begriffsklärung - freilich an einem ernsthaften, sowohl theoretischen wie auch praktischen Studium von Buddhas Lehre nicht vorbeikommen. Eine tiefergehende Darstellung macht hier nur Sinn, wenn eben diese Begriffe klar sind.
Zur Frage des Determinismus im Zusammenhang mit der buddhistischen Auffassung von karma ist anzumerken, dass karma hier lediglich eine Art von Kausalität und somit nicht alleine bestimmend für das Eintreten von Wirkungen ist. Im Theravada-Abhidharma (einer der ältesten buddhistischen philosophischen Traditionen) werden fünf Klassen unterschieden. Die pancaniyama (wörtl. fünf Begrenzungen / Einschränkungen) sind ein Klassifizierungsschema, nach dem Gesetze, Bedingungen oder Beschränkungen (ich fasse dies im Weiteren der Einfachheit halber als 'Gesetzmäßigkeit' zusammen) fünf verschiedenen Arten von Prozessen zugeordnet werden. Neben der Gesetzmäßigkeit soterologischer Prozesse (dhammaniyama) und biologischer Prozesse (bijaniyama) gibt es da die Gesetzmäßigkeit karmischer Prozesse (karmaniyama), die von der Gesetzmäßigkeit mechanisch-physikalischer Prozesse (utuniyama) zu unterscheiden ist - und auch von der psychisch-geistiger Prozesse (cittaniyama). D.h. nach dem Abhidharma der Theravadin folgen karmische Prozesse ihren eigenen Regeln - nicht physikalisch-naturgesetzlichen und auch nicht psychologischen. Wenn Menschen aufgrund eines Erdbebens und eines dadurch ausgelösten Tsunami ertrinken, so sind dies zunächst einmal physikalische und biologische Prozesse (utuniyama, bijaniyama), die hier ineinandergreifen und begründen, warum diese Menschen ertrinken. Wie diese Menschen dies nun wiederum subjektiv erleben, ist das Ergebnis karmischer und psychologischer Prozesse (karmaniyama, cittaniyama).
Zumindest im buddhistischen Karmabegriff spielt das aktive Moment die entscheidende Rolle. karma ist Handeln, Wirken. Die Wirkung des Handelns hingegen - Frucht - ist jedoch nicht karma, sondern phala. Aus solchen begrifflichen Unsauberkeiten können dann Fehldeutungen in der Art entstehen, als sei karma eine Art Schicksal. Mit einer 'Reinkarnation' des Handelnden hat karma hingegen nach buddhistischem Verständnis nichts zu tun. punarbhava ist keine 'Reinkarnation', keine 'Wiedergeburt' - es sei hier nochmals auf das obige Zitat aus dem Visuddhimagga verwiesen: "Keinen Täter sieht er hinter den Taten, keinen Erleidenden getrennt von der Frucht des Handelns" usw. usf.
Es wird nach buddhistischer Auffassung keine Person oder Seele oder sonst ein 'Persönlichkeitskern' wiedergeboren. Was über den Zerfall der psycho-physischen Aggregate (skandhas), die die empirische Person ausmachen, hinaus wirkt, das sind die psychischen Energien des samskaraskandha: Neigungen, Tatabsichten, Wollen. Dieses 'Wollen' manifestiert sich, führt zu einem Werden. Buddhisten sprechen hier von einem Wieder-Werden (punarbhava) – nicht von 'Wiedergeburt'. Dieses 'Werden' vollzieht sich im Übrigen permanent, auch im Kontext der empirischen Person. Das Konzept bhava/punarbhava hat insofern Ähnlichkeit mit Eckarts "ewiger Geburt".
Eine buddhistische Definition von karma ist daher recht einfach – sie stammt von Buddha selbst: cetanaham bhikkave kammam vadami (A VI,63). "Den Willen, ihr Mönche, nenne ich karma".
karma, wie es aus buddhistischer Sicht zu verstehen ist, ist empirisch erfahrbar. Es ist ein Ursach-Wirkungszusammenhang, der zum Teil für jeden evident ist und zum anderen – was subtilere Auswirkungen willentlichen Handelns (also von karma) angeht – erst von jenen nachvollziehbar ist, die sich der dafür geeigneten Praxis widmen. Es gibt also eine allgemein empirische Nachvollziehbarkeit und eine subjektiver Erfahrung bei entsprechender Geistesschulung vorbehaltene Nachvollziehbarkeit. Natürlich ist letzteres nicht wissenschaftlich – und soll es auch gar nicht sein.
Zur Frage des Determinismus im Zusammenhang mit der buddhistischen Auffassung von karma ist anzumerken, dass karma hier lediglich eine Art von Kausalität und somit nicht alleine bestimmend für das Eintreten von Wirkungen ist. Im Theravada-Abhidharma (einer der ältesten buddhistischen philosophischen Traditionen) werden fünf Klassen unterschieden. Die pancaniyama (wörtl. fünf Begrenzungen / Einschränkungen) sind ein Klassifizierungsschema, nach dem Gesetze, Bedingungen oder Beschränkungen (ich fasse dies im Weiteren der Einfachheit halber als 'Gesetzmäßigkeit' zusammen) fünf verschiedenen Arten von Prozessen zugeordnet werden. Neben der Gesetzmäßigkeit soterologischer Prozesse (dhammaniyama) und biologischer Prozesse (bijaniyama) gibt es da die Gesetzmäßigkeit karmischer Prozesse (karmaniyama), die von der Gesetzmäßigkeit mechanisch-physikalischer Prozesse (utuniyama) zu unterscheiden ist - und auch von der psychisch-geistiger Prozesse (cittaniyama). D.h. nach dem Abhidharma der Theravadin folgen karmische Prozesse ihren eigenen Regeln - nicht physikalisch-naturgesetzlichen und auch nicht psychologischen. Wenn Menschen aufgrund eines Erdbebens und eines dadurch ausgelösten Tsunami ertrinken, so sind dies zunächst einmal physikalische und biologische Prozesse (utuniyama, bijaniyama), die hier ineinandergreifen und begründen, warum diese Menschen ertrinken. Wie diese Menschen dies nun wiederum subjektiv erleben, ist das Ergebnis karmischer und psychologischer Prozesse (karmaniyama, cittaniyama).
Zumindest im buddhistischen Karmabegriff spielt das aktive Moment die entscheidende Rolle. karma ist Handeln, Wirken. Die Wirkung des Handelns hingegen - Frucht - ist jedoch nicht karma, sondern phala. Aus solchen begrifflichen Unsauberkeiten können dann Fehldeutungen in der Art entstehen, als sei karma eine Art Schicksal. Mit einer 'Reinkarnation' des Handelnden hat karma hingegen nach buddhistischem Verständnis nichts zu tun. punarbhava ist keine 'Reinkarnation', keine 'Wiedergeburt' - es sei hier nochmals auf das obige Zitat aus dem Visuddhimagga verwiesen: "Keinen Täter sieht er hinter den Taten, keinen Erleidenden getrennt von der Frucht des Handelns" usw. usf.
Es wird nach buddhistischer Auffassung keine Person oder Seele oder sonst ein 'Persönlichkeitskern' wiedergeboren. Was über den Zerfall der psycho-physischen Aggregate (skandhas), die die empirische Person ausmachen, hinaus wirkt, das sind die psychischen Energien des samskaraskandha: Neigungen, Tatabsichten, Wollen. Dieses 'Wollen' manifestiert sich, führt zu einem Werden. Buddhisten sprechen hier von einem Wieder-Werden (punarbhava) – nicht von 'Wiedergeburt'. Dieses 'Werden' vollzieht sich im Übrigen permanent, auch im Kontext der empirischen Person. Das Konzept bhava/punarbhava hat insofern Ähnlichkeit mit Eckarts "ewiger Geburt".
Eine buddhistische Definition von karma ist daher recht einfach – sie stammt von Buddha selbst: cetanaham bhikkave kammam vadami (A VI,63). "Den Willen, ihr Mönche, nenne ich karma".
karma, wie es aus buddhistischer Sicht zu verstehen ist, ist empirisch erfahrbar. Es ist ein Ursach-Wirkungszusammenhang, der zum Teil für jeden evident ist und zum anderen – was subtilere Auswirkungen willentlichen Handelns (also von karma) angeht – erst von jenen nachvollziehbar ist, die sich der dafür geeigneten Praxis widmen. Es gibt also eine allgemein empirische Nachvollziehbarkeit und eine subjektiver Erfahrung bei entsprechender Geistesschulung vorbehaltene Nachvollziehbarkeit. Natürlich ist letzteres nicht wissenschaftlich – und soll es auch gar nicht sein.
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