Kyo Jukai Mon

Unterweisung zu den Sila

Dogen Zenji


Die großen Gelöbnisse der Buddhas werden sorgfältig von den Buddhas aufrechterhalten. Buddhas geben sie Buddhas, Patriarchen übertragen sie von Patriarchen. Die Übertragung der Gelöbnisse übersteigt die drei Zeiten [Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft]; Verwirklichung setzt sich unaufhörlich fort von ältesten Zeiten bis in die Gegenwart. Unser großer Meister Shakyamuni Buddha übertrug die Gelöbnisse auf Mahakashapa und Mahakashapa übertrug auf Ananda. Auf diese Weise wurden sie von Generation zu Generation übertragen bis herunter zu mir in der 51. Generation. Nun werde ich sie euch geben, um dem mitfühlenden Wohlwollen der Buddhas meine Dankbarkeit zu zeigen und um sie so zu den Augen aller fühlenden Wesen zu machen. Dies ist der wahre Weg, die lebendige Weisheit der Buddhas aufrechtzuerhalten. Ich bete für die Führung und Bestätigung der Buddhas und Patriarchen.

Zuerst müsst ihr bereuen und Zuflucht zu den Gelöbnissen nehmen. Sprecht dieses, folgt meinen Worten:

All mein uralt verstricktes Karma,
aus anfangloser Gier, aus Hass und Wahn
geboren aus Körper, Wort und Geist
will ich jetzt voll und ganz bekennen

Nun, durch die Führung der Buddhas und Patriarchen, haben wir alles Karma von Körper, Wort und Geist abgelegt und gereinigt und große Unbeflecktheit erlangt. Dies geschieht durch die Kraft der Reue.

Nun solltet ihr Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha nehmen. 
Die drei Juwelen haben drei Verdienste und Tugenden, genannt die drei Juwelen des einen Körpers, die  verwirklichten drei Juwelen und die aufrechterhaltenen drei Juwelen.
Annuttara Samyak Sambodhi wird das Buddha-Juwel genannt. Unbefleckt, geschieden vom Staub, ist das Dharma-Juwel. Tugend und Verdienst von Harmonie ist das Sangha-Juwel. Dies sind die vereinten drei Juwelen.
Bodhi verwirklichen und aktualisieren wird das Buddha-Juwel der verwirklichten drei Juwelen genannt. Die Verwirklichung des Buddha ist das Dharma-Juwel. Das Durchdringen des Buddhadharma ist das Sangha-Juwel. Dies sind die verwirklichten drei Juwelen.
Den Himmel und die Menschen leiten; manchmal im Himmel erscheinen, manchmal im Staub, ist das Buddha-Juwel. Manchmal in den Blättern der Schriften erscheinen und manchmal im ozeanischen Speicher; unbelebte Dinge und belebte Wesen leitend, ist das Dharma-Juwel. Frei sein von allem Leiden und befreit sein vom Haus der drei Welten ist das Sangha-Juwel. Dies sind die aufrechterhaltenen drei Juwelen.
Wenn man Zuflucht nimmt zu Buddha, Dharma und Sangha, erhält man die großen Gelöbnisse aller Buddhas. Mache den Buddha zu deinem Meister und lass nicht andere Wege dein Meister sein.

Dies sind die drei reinen Gelöbnisse:
Ablassen von Üblem
Dies ist das Heim der Gesetze und Regeln aller Buddhas, dies ist die wahre Quelle von Gesetzen und Regeln aller Buddhas.
Gutes tun
Dies ist das Dharma von Samyak-sambodhi; dies ist der Weg aller Wesen.
Gutes tun für Andere
Dies ist übersteigen des Profanen und jenseits des Heiligen sein; dies ist, sich selbst und andere zu befreien.
Diese werden die drei reinen Gelöbnisse genannt.

Dies sind die zehn gewichtigen Gelöbnisse:
Erstens, töte nicht.
Der Buddha-Same wächst in Einklang mit Nicht-Töten. Übertrage das Leben von Buddhas Weisheit und töte nicht.
Zweitens, stehle nicht.
Der Geist und die äußeren Dinge sind so, wie sie sind. Das Tor der Befreiung ist offen.
Drittens, sei nicht gierig.
Die drei Räder [– die Tat, der Täter und das, worauf die Tat sich richtet -] sind unbefleckt. Nichts wird begehrt, geh mit den Buddhas denselben Weg.
Viertens, lüge nicht.
Das Dharma-Rad dreht sich seit Anbeginn. Da ist weder Überfluss noch Mangel. Das ganze Universum ist durchtränkt mit Nektar und die Wahrheit ist reif zur Ernte.
Fünftens, verkaufe nicht den Wein der Täuschung.
Nichts existiert, sich darüber zu täuschen. Es ist tatsächlich die große Klarheit.
Sechstens, sprich nicht über Irrtümer und Fehler Anderer.
In der Lehre Buddhas ist ein Pfad, ein Dharma, eine Verwirklichung, eine Praxis. Lasst kein Fehler-finden zu. Lasst kein willkürliches Gerede zu.
Siebtens, erhebe dich nicht und setze nicht Andere herab.Buddhas und Patriarchen haben den grenzenlosen Himmel und die große Erde verwirklicht. Wenn der große Körper sich manifestiert, gibt es in der Leere kein Außen oder Innen. Wenn der Dharma-Körper manifestiert ist, ist da keine Hand breit Grund mehr, darauf zu stehen.
Achtens, sei nicht geizig.
Ein Satz, ein Vers, zehntausend Formen, hundert Gräser; ein Dharma, eine Verwirklichung, alle Buddhas, alle Patriarchen. Von Anfang an gab es niemals Geiz.
Neuntens, sei nicht verärgert.
Es ist nicht Rückschritt, es ist nicht Voranschreiten; es ist nicht real, es ist nicht irreal. Da ist ein leuchtendes Wolkenmeer; da ist ein geschmücktes Wolkenmeer.
Zehntens, sprich nicht schlecht von den drei Juwelen.
Mit dem Körper den Dharma darlegen ist ein Hafen und ein Fischteich. Seine Tugend findet ihr Heim im Ozean der Wirklichkeit. Versuche nicht, es zu erklären. Nimm einfach an mit Respekt und Dankbarkeit.

Diese sechzehn Buddha-Gelöbnisse sind, wie sie sind. Gehorche und folge den Lehren. Verbeuge dich vor ihnen und ergib dich ihnen. Jetzt habe ich sie dargelegt.