Mittwoch, 6. Januar 2010

New Kid on the Blog

Der Buhmann der deutschen Zen-Szene, der Frankfurter Übersetzer und Verleger (http://www.angkor-verlag.de/) Guido Keller, hat nun endlich seine schon vor Wochen ausgesprochene Drohung wahr gemacht und beglückt nun die Internet-Sangha auch noch mit einem eigenen Blog:
http://der-asso-blog.blogspot.com/
Das hat gerade noch gefehlt ...

Guido Keller treibt sich ähnlich wie ich schon geraume Zeit in der offenen Weite (nichts von heilig) des Internets herum und macht sich bei vielen Leuten unbeliebt. Ich stieß erstmals vor etlichen Jahren im Usenet auf ihn und bald hatten wir den schönsten Streit. Es sollten auf den unterschiedlichsten Plattformen noch viele fröhlich-verbissen und z.T. mit harten Bandagen öffentlich geführte Diskussionen folgen ...


Guido Keller hat eine Auffassung von Buddhismus allgemein und Zen speziell, die nicht gerade mainstreamkompatibel ist (was für sich genommen ja grundsätzlich noch nichts Schlechtes aussagt). Insbesondere seine Ansichten zu diversen ethischen Problemen - gerne mit dem Gestus zenbuddhistischer Orthodoxie vorgetragen - waren immer wieder Anlass für hitzige Auseinandersetzungen. Was durchaus positiv ist, da so etwas ja auch immer eine eigene tiefere Auseinandersetzung mit diesen Themen provoziert. Man kann sich wunderbar an ihm reiben - und sich selbst ein wenig zurechtschleifen dabei.

Natürlich gab und gibt es auch noch andere weniger konfliktträchtige Differenzen unterschiedlichster Art - beispielsweise sein Eintreten für Dr. Tony Pages eigenartige Exegese des Mahaparinirvana-Sutra oder seine verlegerische Entscheidung, den kostenfreien Zugriff über das Internet auf eine digitalisierte Version von Torakazu Dois Übersetzung des Avatamsaka-Sutra zu unterbinden und und und .... Manchmal ist der Mann wie ein Pickel am Arsch. Umgekehrt bin ich in seinen Augen wahrscheinlich ein sturer Dogmatiker und typischer Sektenbürokrat ...

Auch, wenn er mir manchmal auf den Wecker geht - in vielem sind wir durchaus auf ähnlicher Wellenlänge. Er hat einen eingebauten bullshit-Detektor - und auch ich bin jemand, der für jeglichen Obskurantismus wenig übrig hat. Etwas überempfindlich ist er, für meinen Geschmack, und manchmal kommen mir seine Kampagnen zu moralinsauer, zu rigoristisch herüber. Aber das ist Geschmackssache. Dass er sich aus tiefempfundener Verantwortung für eine gesunde Rezeption des Dharma im Westen engagiert, kann man ihm meines Erachtens durchaus abnehmen. Jedenfalls hat Guido Keller ein gutes Maß an gesundem Menschenverstand, der ihn auf Schwärmerei, kritiklose Verehrung und naive Gutgläubigkeit allergisch reagieren lässt. Macken, die auch in der (zen-)buddhistischen Szene gar nicht so selten sind.

Daher möchte ich sein Blog hier uneingeschränkt zur Lektüre empfehlen - selbstverständlich mit dem immer angebrachten Hinweis, beim Lesen den eigenen Verstand nicht abzuschalten. Interessanter und unterhaltsamer als beispielsweise das harmonieschwangere Fanzine 'Buddhismus Aktuell' der DBU dürfte das, was es da zukünftig zu lesen gibt, allemal sein.

3 Kommentare:

  1. Danke, danke! Der runzlige Bauer wird sich irgendwann revanchieren.

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  2. Ist er nicht das Aschenputtel der Zen-Szene - die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen -.

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  3. Oder die Taube, die 'ruckediguh' macht, wenn jemand Blut im Schuh hat ... ;)

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