Es gibt wiederum andere Shramanas und Brahmanen, die anerkennen, dass die äußere Welt, die der Geist selbst ist, aufgrund der Unterscheidung und falschen Auffassung seit anfangslosen Zeiten als solche betrachtet wird; sie wissen, dass die Welt keine eigene Natur hat und niemals entstanden ist: Sie ist wie eine Wolke, ein durch einen Feuerbrand entstandener Ring, das Schloss der Gandharvas, eine Täuschung, eine Luftspiegelung, der sich im Ozean spiegelnde Mond, ein Traum; [sie wissen,] dass der Geist in sich selbst nichts mit Unterscheidung und Verursachung zu tun hat, mit Erklärungen über Vorstellungen, Bezeichnung von Qualitäten; dass die Wohnstatt der körperlichen Freuden [die Sinnenwelt] Objekt des Alayavijnana ist, das selbst getrennt von Subjekt und Objekt ist, dass der Zustand der Truglosigkeit, der dem Erwachen des Geistes selbst folgt, ohne Entstehen, Existieren und Vernichten ist.
(Lankavatara-Sutra, Übersetzung Karl-Heinz Golzio)
DaHui ZongGao - Brief an den Laien WuXiang (Tokyo National Museum) |
MuZhou fragte einmal ShengZheng: "Hältst du Vorlesungen über die Vijnaptimatra-Philosophie?" Darauf Zheng: "Nicht sonderlich oft Meister, aber als ich noch jung war, habe ich sie ein wenig studiert." MuZhou nahm sich ein Stück Zuckergebäck, teilte es in zwei Hälften und sprach: "Was sagst du dazu?" Zheng gab keine Antwort, worauf Zhou fragte: "Soll man dies Zuckergebäck nennen? Oder soll man es nicht so nennen?" Zheng: "Es gibt keine andere Möglichkeit, als es Zuckergebäck zu nennen." MuZhou rief nun einen jungen Mönch, der ihm aufwartete, herein und fragte ihn: "Wie nennst du dies?" Darauf der junge Novize: "Zuckergebäck, Meister." Zhou: "Auch du kannst Vorlesungen über die Vijnaptimatra-Philosophie halten."
DaHui kommentierte dies: "ShengZheng und der junge Novize, beide können sie hervorragende Vorlesungen über die Vijnaptimatra-Philosophie halten, nur weiß weder der Eine noch der Andere, wo Zuckergebäck herkommt. Was den alten Meister, MuZhou selbst, betrifft, so ist er in der Tat ein Zen-Experte, aber von der Vijnaptimatra- oder Cittamatra-Philosophie hat er nicht die geringste Ahnung."
(DaHui YuLu, Taisho 47:816a)
DaHui ZongGao (1089-1163) ist in der Rinzai-Schule von immenser Bedeutung; auf ihn geht die Zenpraxis des Erweckens des großen Zweifels und der Koan-Arbeit zurück, die Hakuin ein halbes Jahrtausend später aufgreifen und reformieren sollte. Verbunden war das Propagieren seiner Methode mit heftigen Angriffen auf die klassische Zazen-Praxis des 'stillen Erwachens' (MoZhao Chan). Da überrascht es nicht, dass Dogen DaHui nicht sonderlich schätzte und ihn des öfteren mit ätzender Kritik bedachte (insbesondere in den Shobogenzo-Kapiteln Sesshin Sesshô, Jisho Zammai und Jinshin Inga). Kurioserweise (und sicher nicht ganz unbeabsichtigt) tragen die Hauptwerke beider Zenmeister denselben Titel: DaHuis Sammlung von 661 kommentierten Koan heisst ZengFaYanZang (正法眼藏) - auf Japanisch Shôbôgenzô.
DaHui kommentierte dies: "ShengZheng und der junge Novize, beide können sie hervorragende Vorlesungen über die Vijnaptimatra-Philosophie halten, nur weiß weder der Eine noch der Andere, wo Zuckergebäck herkommt. Was den alten Meister, MuZhou selbst, betrifft, so ist er in der Tat ein Zen-Experte, aber von der Vijnaptimatra- oder Cittamatra-Philosophie hat er nicht die geringste Ahnung."
(DaHui YuLu, Taisho 47:816a)
DaHui ZongGao (1089-1163) ist in der Rinzai-Schule von immenser Bedeutung; auf ihn geht die Zenpraxis des Erweckens des großen Zweifels und der Koan-Arbeit zurück, die Hakuin ein halbes Jahrtausend später aufgreifen und reformieren sollte. Verbunden war das Propagieren seiner Methode mit heftigen Angriffen auf die klassische Zazen-Praxis des 'stillen Erwachens' (MoZhao Chan). Da überrascht es nicht, dass Dogen DaHui nicht sonderlich schätzte und ihn des öfteren mit ätzender Kritik bedachte (insbesondere in den Shobogenzo-Kapiteln Sesshin Sesshô, Jisho Zammai und Jinshin Inga). Kurioserweise (und sicher nicht ganz unbeabsichtigt) tragen die Hauptwerke beider Zenmeister denselben Titel: DaHuis Sammlung von 661 kommentierten Koan heisst ZengFaYanZang (正法眼藏) - auf Japanisch Shôbôgenzô.
Dass DaHui ZongGao eine Anekdote über MuZhou DaoMing (780-877) aufgreift, ist nachvollziehbar, ist dieser doch ein enger Verwandter seiner eigenen Linie. MuZhou war Schüler Huangbo Xiyuns und damit ein älterer Dharmabruder LinJi YiXuans (jap. Rinzai Gigen), den er als Novizen unter seine Fittiche nahm. Er steht in der Rückschau etwas im Schatten seines jüngeren Dharmabruders - vielleicht auch, weil er seinen wohl talentiertesten Schüler YunMen WenYan (jap. Ummon) an seinen Kollegen XueFeng YiCun verwies, dessen Linie YunMen dann so großartig weiterführen sollte. Allerdings erst, nachdem ihm MuZhou zu einer initialisierenden Erleuchtung verholfen hatte, indem er ihm ein Bein brach .... Über MuZhous gelehrten Gesprächspartner ShengZheng konnte ich nichts weiter ausfindig machen.
Bei aller Kritik Dogens - was die Vijnaptimatra / Cittamatra-Philosophie angeht, so scheint mir DaHui jedenfalls in bemerkenswerter Weise mit einem sehr viel älteren Dharma-Vorfahren auf einer Linie zu liegen, nämlich mit dem 13. indischen Patriarchen Nagarjuna:
cittamatram idam sarvam iti ya desana muneh
uttrasapariharartham balanam sa na tattvatah
uttrasapariharartham balanam sa na tattvatah
Des Weisen Lehre "Die ganze Welt ist nur Geist"
ist dazu gedacht, den Einfältigen die Angst zu nehmen.
Es ist keine Lehre, die sich mit der Wirklichkeit befasst.
(Bodhicittavivarana, shloka 27)
(Bodhicittavivarana, shloka 27)
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